Kartografie der Träume: Die Kunst des Marc-Antoine Mathieu im Frankfurter Museum

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Innovativ und kreativ: Der Franzose Marc-Antoine Mathieu steht für zeichnerische Brillanz und zählt zu den besten Comic-Schöpfern der Gegenwart. Mein Kumpel Lucas, der selbst als Grafik-Designer arbeitet, schwärmt in den höchsten Tönen von seinen Werken und lädt mich ein, ihn zur Ausstellung „Kartografie der Träume“ zu begleiten .

Kartografie der Träume: Angewandte Kunst – absurd und paradox

Fünfzig Originale des Künstlers sollen im Museum für angewandte Kunst ausgestellt werden. Da ich mich nicht zu den Comic-Begeisterten zähle, gehe ich ohne große Erwartungen in die Ausstellung – und werde überrascht!

In der Ausstellung "Katografie der Träume" gibt es einzelne Comics auch als 3D-Szenen mit kleinen Skulpturen - eine äußerst gelungene Abwechslung zwischen den schwarz/weißen Comics. (#1)

In der Ausstellung „Katografie der Träume“ gibt es einzelne Comics auch als 3D-Szenen mit kleinen Skulpturen – eine äußerst gelungene Abwechslung zwischen den schwarz/weißen Comics. (#1)

Die Werkschau ist sehr verschachtelt, schwer zu fassen und beinahe undurchschaubar. Die Ausstellung „lotst“ uns durch schwarze und weiße Gänge. „Die Anordnung steht ganz im Zeichen von Mathieu“, merkt Lucas an, als wir uns durch die Gänge bewegen.

Manchmal ist es schwer ersichtlich, ob wir einen Druck oder ein Original vor uns haben – dafür bin ich begeistert, dass die Exponate so aktuell sind! Laut meinem Kumpel Lucas wurden ausschließlich neue Werke von Mathieu hier aufgegriffen – und es finden sich sogar bisher unveröffentlichte Comic-Auszüge aus seinem nächsten Buch „Homo Faber“.

Kartografie der Träume: Comics dreidimensional erleben

Es ist unglaublich, dass die gesamte Ausstellungsarchitektur von dem Künstler inspiriert wird. Neben den „gewöhnlichen“ Exponaten betrachten wir Skulpturen und Animationen. Meistens ist ein Mann aus vergangener Zeit mit dabei – zu erkennen an dem dreiviertellangen Mantel und dem Hut. „Erinnert so ein wenig an Kafka“, merke ich an.

Spektakulär sind die riesigen dreidimensionalen Comic-Hefte. Sie sind dabei deutlich größer als die Ausstellungsbesucher von "Katografie der Träume" und ermöglichen einen ganz anderen Blickwinkel. (#2)

Spektakulär sind die riesigen dreidimensionalen Comic-Hefte. Sie sind dabei deutlich größer als die Ausstellungsbesucher von „Katografie der Träume“ und ermöglichen einen ganz anderen Blickwinkel. (#2)

Mathieu schätzt das Spiel der optischen Täuschungen und entführt die Betrachter gerne in Traumwelten. Traumwelten, die für ihn so real werden. Zu meinen Lieblingsexponaten zählt Gefangener der Träume, in dem ein Träumender die Heimreise auf einem Labyrinth antritt und dabei seine Schritte zählt. Am Ende verläuft er sich – sehr passend zum Titel – in seinen Träumen.

"Gefangener der Träume" (Julius Coren in Acquefacques), Ursprung 1999, Reprodukt.

„Gefangener der Träume“ (Julius Coren in Acquefacques), Ursprung 1999, Reprodukt.

Es sind dabei die zahlreichen liebevollen Details, die mich an dem Werk so ansprechen. Ob der ältere Herr mit Lesebrille ahnen kann, was sich vor der Tür auf der Ebene unter ihm abspielt…?

Symbolisch betrachtet stimmen die Werke mit der Architektur der Ausstellung komplett überein: Ich komme mir vor wie ein Protagonist in den Comics – orientierungslos und irritiert.

Die Geschichten jedoch sind vor allem eins: einfach und humorvoll – für alle zu verstehen. „Das gefällt mir an Mathieu auch echt gut – er bringt neben dem zeichnerischen Können auch noch den richtigen Humor mit“, stimmt mir Lucas zu, als wir den Weg durch die Ausstellung fortsetzen. So muss ich von Herzen schmunzeln, als mir Lucas erzählt, dass die eine Comicfigur – Julius Corentin Acquefacque- Angestellter im französischen Ministerium für Humor sei und dort die Witze begutachtet. „Schade, dass es solche Stellen in Wirklichkeit nicht gibt“, scherze ich. Zumindest darf ich diese von Mathieu erfahren.

Kartografie der Träume: Pfeilchaos weist den richtigen Weg

Nach zwei Stunden verlassen wir die Ausstellung – ich muss zugeben, es hat Spaß gemacht, sich in den verschachtelten Gängen zu verlaufen und überlebensgroße Bücher zu betrachten. Bekanntlich führen alle Wege nach Rom – und es wäre ganz gleich gewesen, ob ich mich anfangs in eine andere Richtung begeben hätte:

Die Kunst von Mathieu nimmt mich gefangen und bringt mich weit weg von hier in eine andere Welt. „Das Absurde hat nur einen Sinn, wenn man es akzeptiert.“, sagte Mathieu – und dem stimme ich zu, denn wenn das Absurde regeln folgen würde, dann hätte Mathieu diese wohl aufgestellt.


Bildnachweis: © www.museumangewandtekunst.de / Titelbild: © rainer_drexel, #1: © rainer_drexel, #2: © rainer_drexel

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